Traditionell nahm die DFB- Auswahl am Algarve Cup in Portugal Teil. Dieses Turnier bietet den besten Mannschaften der Welt sich außerhalb der großen Turnier zu messen und ihren Leistungsstand zu übeprüfen. Für die deutsche Mannschaft war es zudem eine gute Vorbereitung auf die kommende Europameisterschaft in Schweden. In der Vorrunde setzte man sich souverän ohne Niederlage gegen Dänemark, Japan und Schweden durch. Im Finale jedoch schaffte es die Elf von Silvia Neid nicht den Olympiasieger USA zu besiegen. Was aber viel wichtiger als der Sieg des Turnieres ist, ist die Frage welche Erkenntnisse man aus den Spielen ziehen kann. Hier nun eine kurze Analyse des Turniers:
Tor:
Im Tor gibt es seit diesem Jahr die Rotation. Zwar ist Nadine Angerer für das Turnier in Schweden gesetzt, doch Almuts Schult soll die Möglichkeit erhalten Erfahrungen für kommende Aufgaben zu sammeln. Beide Torhüterinnen absolvierten zwei Spiele, wobei beide ein jeweils schwächeres hatten. Angerer sah gegen die Norwegerinnen nicht immer sicher aus, und Schult patzte im Finale vor den Gegentreffern. Der jungen Torfrau aus Neuenahr fehlt es noch an Strafraumbeherrachung und das Gefühl beim Herauslaufen. Sie wirkte oft zögerlich, obwohl sie in der Bundesliga schon einige guten Partien gezeigt hat. Eventuell ist Druck für sie momentan noch zu hoch. In jedem Fall kann sie Angerer in dieser Form nicht ernsthaft gefährden.
Abwehr:
Nach dem Ausfall von Annike Krahn und der kurzfristigen Absage von Bianca Schmidt musste die Viererkette Deutschlands umgebaut werden. Nachdem auch noch Saskia Bartusiak mit einer Erkältung ausfiel, mussten vor allem die Jungen ran. Leonie Maier und vor allem Luisa Wensing bewiesen, dass sie sich ihre Nomierung verdient hatten. Mit Maier hat Deutschland eine robuste Aussenverteidigerin, die zudem sehr gut flanken kann, was sie auch das ein oder andere Mal unter Beweis stellte.
Luisa Wensing hingegen ist Innenverteidigerin und hat für ihr junges Alter schon ein sehr gutes Stellungsspiel. Zusammen mit Josephine Henning bildete sie ein Duo in der Mitte., welches Potenzial für höhere Aufgaben hat. Über Linksaußen bekam mit Jennifer Cramer auch eine Debütantin Gelegenheit sich zu zeigen. Sie spielte unauffällig, aber solide. Leider musste man aber auch bei diesem Turnier feststellen das die Abwehr das Sorgenkind der Deutschen ist. Einige Stellungsfehler, welche vor allem die USA gnadenlos ausnutzten, zeigte noch Schwächen auf. Bei dieser aber doch sehr neuen Konstellation nicht ungewöhnlich.
Mittelfeld:
In der Schaltzentrale war neben Maroszan vor allem Keßler, die auftrumpfte. Die Wolfsburgerin kann sowohl den tödlichen Pass spielen, als auch selbst abschließen, wie sie schon beim Freundschaftsspiel gegen Frankreich bewies. Leider musste sie im Finale verletzungsbedingt ausgewechselt werden, genaueres steht bisher nicht fest. Das Dzenifer Maroszan mit ihrer überragenden Technik alles am Ball kann, weiß man schon. Bei diesem Turnier bemühte sie sich darum, die kreative Lenkerin im Team zu sein. Leider gelang es ihr nicht immer, manchmal fehlte es etwas an der Übersicht und dem Blick für den schnellen Pass.
Angriff:
In der Offensive gibt es momentan nicht viele Alternativen. Neben Celia Okoyino da Mbabi, Anja Mittag, Lena Lotzen gibt es dort nur noch Alex Popp. Letztere war längere Zeit verletzt und konnte daher noch nicht zum 100 Prozent mitwirken. Auch da Mbadi war zunächst angeschlagen. Alle spielten ordentlich, aber können definitiv mehr. Die Bewegung im Offensivverband war darüber hinaus teilweise zu gering.
Im Spiel gegen die USA stand oftmals nur eine Offensivspielerin gegen die Abwehr, weil zu spät nachgerückt wurde. Auch in der Chancenauswertung gibt es Verbesserungsbedarf. Bei einer Europameisterschaft kann man es sich jedenfalls nicht leisten so viele Möglichkeiten liegen zu lassen. Echte Alternativen Stürmen Sturm drängen sich in der Liga zudem nicht auf. Gute junge Angreiferinnen scheinen Mangelware zu sein.
Fazit:
Bis zur Euro ist noch viel zu tun, aber auch noch eine Menge Zeit. Die perfekte Mannschaft hat man noch nicht gesehen, aber Ansätze erkennen können. Fast in allen Mannschaftsteilen wurde umbesetzt. Das dies nicht immer Perfekt harmonierte, wundert also nicht. Aber gerade dafür ist solches Turnier gut, um nochmals die eigenen Schwächen aufgezeigt zu bekommen. Denn nur so kann man sich weiterentwickeln. Mit etwas mehr Ruhe in der Defensive und Kaltschnäuzigkeit in der Offensive ist man aber auf einem guten Weg.
Festhalten muss man zudem, dass gerade die jüngerin Spielerinen in das Team drängen. Ein gutes Zeichen für die Zukunft. Durch zahlreiche Ausfälle unter anderen von Kulig und Laudehr ist die wirklich Stärke von Deutschland schwer zu bestimmen. Gerade diese Spielerinnen sorgen oftmals für mehr Ruhe in allen Mannschaftsteilen. Auch fiel auf, dass die Elf zeitweise im Turnier etwas müde wirkte, der letzte Biss fehlte. Gewiss ist hierbei der Termin mitten in der Bundesliga-Saison mit ein Grund.
Inwieweit die Mannschaft gerüstet ist wird sich erst in den nächsten Spielen gegen die USA, Schottland, Kanada und Japan zeigen.