Die Frauenfußball – Saison neigt sich dem Ende zu, Zeit einen Blick zurückzuwerfen. Heute geht es weiter mit der Ladykick-Serie “Look back”, Teil 2: Bernd Schröder über Turbine und die Saison im Allgemeinen.
Turbine Potsdam konnte erst am letzten Spieltag die Qualifikation für die Champions League schaffen. Überhaupt lief die Saison nicht optimal für den ehemaligen deutschen Meister. Der Trainer des Teams, Bernd Schröder, beantworte uns ein paar Fragen zu dieser Saison.
Turbine ist in dieser Saison das erste Mal nach langer Zeit ohne Titel geblieben. Wie beurteilen Sie die Leistung Ihrer Mannschaft?
Angesichts der extremen Ausfälle, insbesondere durch schwerwiegende Verletzungen und auch durch den Abgang von vier Nationalspielerinnen, sind wir mit unserer Mannschaft nicht unzufrieden. Schließlich haben wir den Hallenpokal gewonnen, sind Vizemeister geworden und haben das DFB-Pokal-Endspiel nur knapp verloren.
Der VfL Wolfsburg hat das Kunststück vollbracht alle drei Titel in einem Jahr zu gewinnen. Haben Sie mit einer derartigen Dominanz gerechnet?
Die drei Titel des VfL Wolfsburg sind das Produkt guter Arbeit mit einem qualitativ hochwertigen Kader. Schließlich war auch das Glück des Tüchtigen dabei. Ein derartiger Erfolg ist nie vorauszusehen.
Steht dem Frauenfußball ein Machtwechsel bevor?
Wenn man über längeren Zeitraum Erfolg haben will, muss man auf hohem Niveau und mit stetiger Konstanz weiter arbeiten.
In vielen Zeitungen wurde darüber diskutiert, dass dieses Modell, in dem ein Männerverein eine Frauenabteilung fördert, die Zukunft ist.Wie stehen Sie dazu, braucht der Frauenfußball das?
Wenn wir nicht das Negativbeispiel HSV hätten, würde ich glauben, dass ist die Lösung. Ich glaube, wir müssen eine gesunde Mischung der Struktur haben, dazu gehört auch die Form eines reinen FFC.
Zurück zur vergangenen Saison. Welche Mannschaft hat Sie besonders überrascht, sowohl positiv als auch negativ?
Der FC Bayern München hat sich sehr positiv entwickelt. Vom 1. FFC Frankfurt und seinen 17 Nationalspielerinnen bin ich schon enttäuscht.
Gab es für Sie eine Spielerin, die dieser Saison ihren Stempel aufgedrückt hat? Wenn ja, wen und warum?
Ich denke, dass Nadine Keßler wesentlichen Anteil an den Erfolgen des VfL Wolfsburg hat.
Für die beiden Aufsteiger ging es in dieser Saison direkt wieder runter. Ist der Niveauunterschied zwischen den beiden Ligen zu groß?
Der Unterschied zwischen der 1. und der 2. Liga ist zu groß.
Würde eine eingleisige 2. Bundesliga eventuell helfen?
Eine eingleisige 2. Bundesliga wäre ideal, aber leider durch die finanziellen Anforderungen derzeitig nicht realisierbar.
Ein weiteres großes Thema der Saison waren die Finanzen. Der FCR Duisburg geriet in große Schwierigkeiten, jetzt auch Neuenahr. Weitere Vereine stecken tief in den Schulden. Wieso ist der Frauenfußball so klamm bei Kasse?
Wir wissen, dass die Sponsoren im Frauenfußball sehr rar sind. Außerdem muss das Preis-Leistungsverhältnis stimmen. Nicht selten übernehmen sich Vereine bezüglich der Gehälter. Allerdings sind wir noch Lichtjahre vom Männerbereich entfernt.
Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern, damit sich diese Situation verbessert?
Entscheidend sind immer die Leistungen auf dem Platz. Mannschaften mit hohem Spielniveau ziehen auch Sponsoren an. Entscheidend ist die Tatsache, dass Spielkultur, Stadionkultur und Fankultur eine Einheit sein müssen.
Wie sehen Sie angesichts dieser Tatsache die Einführung eines neuen Lizenzsystems zur Saison 2014/15?
Kontrollsysteme hat es schon immer gegeben, damit retten wir nicht die Liquidität eines Vereins. Der Aufwand des Nachweises für die Vereine ist jetzt wesentlich höher, entscheidend sind die Alternativen bzw. die Konsequenzen für die Vereine.
Zur neuen Saison. Welche Rolle will Ihre Mannschaft nach den namhaften Abgängen spielen?
Wir haben jedes Jahr den Verlust sogenannter Leistungsträger. Auch Frauenfußball ist ein Mannschaftssport. Bei uns ist nach wie vor die Mannschaft der Star. Wir werden auch in der neuen Saison den Anspruch auf Titel geltend machen.
Noch eine Frage zum Schluss. Die EM steht vor der Tür. Wer ist Ihr Favorit auf den Titel?
Die deutsche Nationalmannschaft ist ein Favorit, zumal ich das Niveau der anderen Teams bei dieser EM durchaus beurteilen kann.
Zur Person:

Bernd Schröder (li.) (Foto: Karsten Lauer- girlsplay.de)
Bernd Schröder ist der Inbegriff des Potsdamer Frauenfussballs. Er war der erste Trainer der 1971 gegründeten Frauenmannschaften und ist dies immer noch. Es gab in dieser Zeit nur kurze Unterbrechungen seiner Tätigkeit.
Im Jahr 1989 war er zudem auch Nationaltrainer der Frauenauswahl der DDR. Das einzige Spiel wurde am 9. Mai 1990 durch geführt. Die DDR verlor 3:0 gegen die Tschechoslowakei.
Schröder hat als Vereinstrainer zahlreiche Titel gewonnen. Zu DDR Zeiten wurde sein Team 6-maliger Meister und zweimal Vizemeister.
Nach der Wende wurde er mit dem 1. FFC Turbine Potsdam 5x deutscher Meister, 3x Pokalsieger, UEFA-Cup und Champions League Sieger.
Neben dieses sportlichen Erfolgen erhielt Schröder auch einige persönliche Auszeichnung. So wurde er mit dem Verdienstorden des Landes Brandenburgs, dem Fußballkristall des FLB und dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.