Die Frauenfußball – Saison neigt sich dem Ende zu, Zeit einen Blick zurückzuwerfen. Heute mit einem Interview mit dem Triple-Trainer Ralf KellermannMit dem VfL Wolfsburg schaffte Ralf Kellermann, dass was sich viele wünschen. In einer Saison gewann sein Team alle drei Titel. Was er über diese Saison denkt und was er für die kommende erwartet.

Hand aufs Herz, haben Sie schon realisiert, dass Ihre Mannschaft das Triple geholt hat?

Ich glaube, noch immer nicht so ganz. Endgültig bewusst werden wird es mir vermutlich erst dann, wenn ich nächste Woche im Urlaub bin und wirklich einmal abschalten kann. Bislang sind wir alle noch nicht so recht zur Ruhe gekommen.

Was machte aus Ihrer Sicht den Unterschied zu Ihren Gunsten in allen Wettbewerben aus?



Das hatte in allen Wettbewerben unterschiedliche Gründe. In der Meisterschaft war es unsere Stärke, dass wir keinen Gegner unterschätzt haben. Wir hatten die Qualität, in jedes einzelne Spiel mit der nötigen Konzentration zu gehen, egal, welches Pensum wir gerade zu absolvieren hatten. Zu einem Sieg im DFB-Pokal gehört immer auch etwas Losglück dazu. Darüber hinaus hatten wir in den entscheidenden Momenten aber auch die nötige Tagesform, wenn ich zum Beispiel an das 5:0 in Freiburg im Halbfinale denke, was wirklich kein selbstverständliches Ergebnis gewesen ist. Und in der Champions League war es so, dass wir inklusive Viertelfinale die deutlich bessere Mannschaft waren. Im Halbfinale haben wir gegen eine Mannschaft auf Augenhöhe dann zweimal eine Topleistung abrufen können. Und im Finale hat gegen ein Team, das uns in zehn Vergleichen sicherlich acht Mal besiegen würde, einfach alles gepasst.

Was waren Ihre persönlichen Highlights auf und neben dem Platz?



Das waren sicherlich die beiden Finals im Pokal und in der Champions League, in besonderer Erinnerung habe ich außerdem das Hinrundenheimspiel in der Bundesliga gegen Turbine Potsdam.

Was man darüber hinaus so schnell nicht vergisst, sind natürlich die Momente, in denen wir die Schale und die Pokale erhalten haben. Überhaupt waren diese ganzen zwölf Tage mit den Spielen gegen Bad Neuenahr, Potsdam und Lyon ein einziges Highlight mit vielen Momenten für die Ewigkeit.

Hätten Sie selbst damit gerechnet, die drei Titel schon 2013 zu holen?



Ganz sicher nicht. Wir wussten, dass wir in allen Wettbewerben eine gute Rolle würden spielen können. Auch war uns bewusst, dass wir die Qualität besitzen, um Titel zu holen. Im Vorfeld aber gleich an alle drei Trophäen zu denken, das wäre vermessen gewesen.

Haben Sie Angst, dass sich Ihre Mannschaft nach solch einem Erfolg nicht mehr motivieren kann?

Nein, diese Sorge habe ich überhaupt nicht. Man merkt der Mannschaft nicht nur an, dass sie diese ganzen Erlebnisse genossen hat, sondern auch, dass sie hungrig darauf ist, das Niveau zu halten und die Erfolge zu wiederholen. Genauso verhält es sich auch bei mir selbst.

Ihre Mannschaft hat mit den Titeln ihre Qualität nachgewiesen. Wird es trotz allem noch Verstärkungen geben?

Natürlich. Es wäre fahrlässig, mit exakt dem gleichen Kader in die neue Saison zu gehen. Neue Reize zu setzen, ist auch und besonders im Erfolgsfall immer sehr wichtig. Mit Noelle Maritz und Almuth Schult haben wir zwei hochtalentierte Spielerinnen bereits für uns gewinnen können. Darüber hinaus wird es sicher weitere punktuelle Verstärkungen geben.

Welche Spielerin hat für Sie die Saison geprägt?
Wenn Sie damit auf unsere eigene Mannschaft zielen, dann möchte ich Nadine Keßler nennen. Sie war immer wieder verletzt und hat trotzdem jedes Mal kurz danach wieder gespielt und sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Wie sie als Kapitänin vorneweg marschiert ist, das war sinnbildlich für die Mentalität des ganzen Teams.

Viel wurde über Geld geredet, die halbe Liga scheint finanzielle Probleme zu haben. Lebt es sich darüber mit einem starken Männerclub im Hintergrund? Was hat es für Vorteile, wenn man solch einen Partner hat?
Einen starken und verlässlichen Partner wie Volkswagen zu haben, ist natürlich ein großer Vorteil. Wir können hier eine hervorragende Infrastruktur nutzen, unser Etat ist immer gesichert. Das wissen wir sehr zu schätzen.

Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf im Frauenfußball?

Wir brauchen unbedingt mehr Präsenz im Fernsehen. Die viele Berichterstattung in der Presse ist zwar wirklich erfreulich, gerade in unserem Fall hat sie sich im Laufe der letzten Saison merklich gesteigert. Trotzdem wäre es gut und wichtig, wenn sich mehr Sendeplätze für den Frauenfußball im Fernsehen finden ließen.

In der Saison 2013/14 werden Sie zum ersten Mal der Gejagte sein. Man sagt, gegen den Meister rennt man noch mehr als gegen andere Gegner. Glauben Sie, es wird in der neuen Saison für Ihr Team schwerer werden?



Es wird ganz sicher nicht einfacher werden, das steht schon mal fest. Einen Titel zu bestätigen, ist immer sehr schwierig, trotzdem haben wir aus dieser Saison aber auch eine ganze Menge Selbstvertrauen mitgenommen. In der neuen Spielzeit ist es als Titelverteidiger auf jeden Fall für uns eine neue Situation. Gleichzeitig aber ist es auch eine Herausforderung, auf die wir uns sehr freuen.

Was sind Ihre Ziele für die kommende Saison?

Wir haben das gleiche Mindestziel wie vor der vergangenen Spielzeit, nämlich das erneute Erreichen der Champions League. Natürlich möchten wir auch in allen Wettbewerben wieder weit kommen. Ein weiterer Wunsch aber ist es dabei, dass wir diese Begeisterung, die wir in der letzten Spielzeit erleben durften, aufrechterhalten und vielleicht noch mehr Zuschauer zu unseren Heimspielen an den Elsterweg locken.

Auch von Ihnen würden wir gern einen Tipp zur EM wissen. Wer ist Ihr Favorit auf den Europameister-Titel?
Deutschland, Frankreich und Schweden sind meine Favoriten. Diese Teams sehe ich alle auf Augenhöhe.

 

Zur Person:

bayer 04 leverkusen gg. vfl wolfsburg 15 300x216 Look Back: Der Triple Trainer

Ralf Kellermann (Foto: Sandra Kunschke- girlsplay.de)

Ralf Kellermann war vor seiner Trainertätigkeit selbst Spieler. Von 1988 bis 1993 gehört dem Team des MSV Duisburgs an und stieg mit der Mannschaft aus der Oberliga in die 1. Bundesliga auf.

Nach dem Abstieg des MSV in die zweite Liga verließ Kellermann Duisburg und wechselte zum FSV Frankfurt. Insgesamt stand er 11x in der zweiten Bundesliga, viermal im Pokal und  27x in der Regionalliga im Tor.

Nach seiner Karriere als Spieler absolvierte der Torwart einen Trainerlehrgang. Sein erstes Trainerengagement hatte er von 2007 bis 2008 beim SV Brunsrode/Flechtorf.

Seine zweite Station war der VfL Wolfsburg bei dem er heute noch unter Vertrag steht. In der Saison 2012/13 holte seine Mannschaft das Triple.

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