Was für eine tolle EM, über 200.000 Zuschauer in den Stadien, spannende Spiele, gute Fernseheinschaltquoten und ein riesiges Medieninteresse. Über all dies ist viel geschrieben und berichtet worden. Aber wie war es die EM als Fan vor Ort zu erleben.

Logo der UEFA Women’s Euro 2013 (Quelle: UEFA)
Eine Woche war ich live vor Ort und habe die ein oder andere interessante und zumeist tolle Erfahrung gemacht. Die Schweden haben dieses Turnier absolut verinnerlicht. Mit wem man auch in Växjö oder Kalmar sprach, alle wussten von dem Turnier und waren begeistert das der amtierende Titelverteidiger Deutschland in ihrer Stadt Spiele austrägt.
Die Gastfreundschaft uns ausländischen Fans gegenüber war überragend. Egal ob Fragen zu der EM, zur Stadt oder die einfache Frage nach dem Weg wurden, ob von einem 20-Jährigem oder einer 65-Jährigen freundlich, in fließendem Englisch beantwortet.
Auch in den schwedischen Medien fand dieses Turnier eine sehr große Aufmerksamkeit. Sämtliche Tageszeitungen waren voll von Berichten über die EM, auch das Fernsehen berichtete ausführlich und täglich.
Ich habe mir sagen lassen, dass in Schweden ohnehin viel über Frauenfußball berichtet wird und zwar so viel, dass nicht mehr in Frauen-und Männerfußball unterschieden wird, sondern einfach von Fußball gesprochen wird.
Auffallend war, dass es sowohl über die schwedische, als auch über alle anderen teilnehmenden Nationen ausgiebig berichtet wurde. Die Gastgeber wussten somit immer sehr gut über die Teams Bescheid.
Häufig wurde man als deutscher Fan deshalb auch gefragt, wie und ob das Team sechs Ausfälle verkraften könne. Eine Frage, die ich während der Vorrunde irgendwie ungern beantwortet habe, denn zu diesem Zeitpunkt musste man wohl eher „Nein“ sagen.
Zentraler Treffpunkt für die zumeist deutschen Fans war in dieser Zeit die mit viel Liebe zum Fußball errichtete Fanmeile. Jeden Tag abwechslungsreiches Programm, von einem einstündigen Fitnesskurs über Auftritte verschiedenster Künstler war tagsüber alles geboten und abends konnte man dann mit einigen hundert Interessierten die jeweiligen Spiele auf Großbildleinwand schauen.
Nicht selten saßen dort dann auch Frauenfußballgrößen wie Silke Rottenberg oder Martina Voss-Tecklenburg. Auch das war irgendwie ein Highlight, denn wann bekommt man schon mal die Gelegenheit mit solchen Experten die Spiele zu schauen. Das überwiegend gute Wetter steigerte die Laune und natürlich auch die Anzahl der Fans innerhalb der Fanmeilen, sodass die Idee der Schweden, in jeder Austragungsstadt so einen speziellen „Ort der EM“ zu errichten, als geglückt beurteilt werden kann.
Auch die Spieltage an sich waren absolute Highlights. Kostenlose Shuttlebusse brachten die Fans von der Fanmeile direkt bis vor das Stadion und nach Spielschluss auch zurück. Im und um das Stadion herum herrschte eine angenehm, fast familiäre Stimmung. Zu jedem Spiel wurden extra Klatschpappen in den jeweiligen Nationalfarben der beiden Teams angefertigt, somit wurde dann auch gleichzeitig für ausreichend Lautstärke gesorgt.
Auch die Verpflegung war für ein Fußballspiel extrem gut, ob Hotdog oder doch lieber Popcorn, alles war zu bekommen und für schwedische Verhältnisse auch recht günstig. Die Schweden sorgten also dafür, dass die Spiele für uns Fans zum absoluten Wohlfühlerlebnis wurden. Das war allerdings auch bei den Sicherheitsvorkehrungen zu merken, denn es schien so als ob man die Fans mit Sicherheitsauflagen nicht belästigen wollte.
Damit wären wir bei meinem einzigen Kritikpunkt gelandet, denn in punkto Sicherheit bei großen Sportveranstaltungen müssen die Schweden noch ein wenig aufholen. Sicherlich wird es in Deutschland mit der Sicherheit peinlich genau genommen, aber ein bisschen was davon hätte mindestens in Schweden auch zu finden sein müssen. Weder die Fans noch deren mitgebrachte Taschen wurden überprüft, wenn man also gewollt hätte, hätte man vor Ort einiges an Schaden anrichten können.
Auch während des Spiels war kaum Sicherheitspersonal zu sehen. Ich selbst habe nur einmal erlebt, dass dieser lockere Umgang mit der Sicherheit missbraucht wurde und das war während des Vorrundenspiels Deutschland-Island in Växjö. Zum Ende des Spiels tauchten auf einmal drei (!) „Fans“ auf dem Spielfeld auf und überquerten in aller Ruhe das komplette Spielfeld.
Schon bezeichnend, dass das spärlich vertretene Sicherheitspersonal erst eingriff, als die drei Störenfriede schon fast wieder auf der Tribüne verschwunden wären. Aber die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen scheinen dem Turnier nicht weiter geschadet zu haben, zumindest ist darüber nichts bekannt geworden. Irgendwie schön dass es so ist, denn einen solchen Zwischenfall hätten die hervorragenden EM-Gastgeber auch nicht verdient gehabt.
Fazit: Die EM 2013 in Schweden hat mich als Deutsche überzeugt, tolle Gastgeber, tolle Atmosphäre, tolle Organisation und dann eben auch ein aus deutscher Sicht ein tolles sportliches Ergebnis!
geschrieben von Hannah P.